Auf ein Wort ... zum Palmsonntag

05.04.2020


Tag 20 innerhalb des Corona-Fastens

Heute wäre die Konfirmation für Engelstadt und Bubenheim gewesen. Schade - werden wir nachholen in diesem Jahr!
So schicke ich Euch heute meine Videoandacht von heute Morgen als  youtube Video und  als Lesetext:

https://youtu.be/2Na0YpKdZys


Auf ein Wort



Kostbar war der Moment, als sie das Haus betrat, das Salböl in den Händen, um Liebe zu verschwenden. Kostbar war der Moment. Gepriesen, was sie tat. (EG+ 12)



Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. (Markus, Kapitel 14, Verse 3-9)



Plötzlich und unerwartet steht sie da und es wird still im Haus. Eine Frau, anmutig, geheimnisvoll, stark. Wie sie heißt, wissen wir nicht. Was sie tut, das tut sie leise. Ihre Handlung entwickelt eine unbändige Kraft. Sie hält einen kostbaren Flacon mit parfümiertem Öl in der Hand. In heutigen Maßstäben ca 50.000 Euro wert. Ohne zu zögern zerbricht sie den Flacon und salbt Jesus. Was die anderen im Raum noch nicht wahrhaben wollen, das sieht diese Frau klar: Jesus wird sterben. Und weder Schönreden, noch Wegducken, noch Klagen wird irgendetwas an dieser Tatsache ändern. Unsere Zeit, sie ist jetzt. Sie ist nicht morgen und nicht übermorgen, sie ist da und wie lange sie dauern wird, das können wir nicht wissen. Der Raum füllt sich mit dem wunderbaren Geruch des Öls. Es ist, als würde die Welt für einen Moment stillstehen. Jesus lässt es sich gefallen, und für einen Moment ist er der König, den bis jetzt keiner in ihm sieht.



Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an.



Kostbar war der Moment als sie mit leichtem Gang die Mauer der Bedenken durchschritt, um Trost zu schenken. Kostbar war der Moment. Für sie ein Lobgesang.



Scherben, Tränen, Liebe, Verzweiflung und Trost. Die Szene beschreibt das Leben in seiner ungebremsten Kraft. Hier plätschert nichts vor sich hin. Wir hören von einem der kostbarsten Geschenke, die ein Mensch einem anderen Menschen machen kann: Trost geben im Angesicht des Todes. Und es bricht mir das Herz, wenn ich an die vielen Menschen denke, die ihrem eigenen Tod gerade ins Auge blicken: Auf den Intensivstationen auf der ganzen Welt, die nur mit Smartphones in den Händen letzte Worte an ihre Liebsten richten können. Da ist keine Berührung, da ist kein Lächeln, da ist keine Hand, die dich hält. Sie müssen alleine sterben. Allein mit dem Tod sind die Sterbenden und allein mit der Trauer sind die, die zurückbleiben. Scherben, Tränen, Liebe, Verzweiflung - wo bleibt der Trost? Wer kann ihn uns geben?



Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt für mein Begräbnis.



Kostbar war der Moment, als sie das Siegel brach und Duft das Haus erfüllte, sie zärtlich Ängste stillte. Kostbar war der Moment. Erinnerung wirkt nach.

Wir wissen nicht, ob der Tod morgen kommt. Aber er rückt gefühlt näher an uns heran. Wir können nur aushalten, dass wir nichts Genaues wissen. Dass wir keine verlässlichen Prognosen haben, und dass alles anders kommen könnte, als wir uns das erhoffen. Wie kostbar Zeit ist, das erleben wir jetzt schmerzlich.

Die Frau verwandelt ihre Hilflosigkeit in Liebe. Sie gibt alles, was sie hat. Symbolisch ist das kostbarste parfümierte Öl. Sie gibt, was sie geben kann. Hat den kostbaren Alabasterflacon aufbewahrt. Zu kostbar für den Alltag. Neben Kajalstift und Augenmakeup lag er im kleinen Täschchen. Jetzt ist die Zeit. Da ist einer, der seinen Weg geht. Und der führt in Leiden und Tod. Sie greift ganz einfach in die Tasche. Nimmt den Flacon, zerbricht das Siegel. Sie verschwendet ihre Liebe. Dagegen sind die Einwände der Fachleute nur ein laues Lüftchen, das nach bürgerlichem Mief riecht. Das große Vertrauen und die Liebe dieser Frau schafft diesen so kostbaren Moment, von dem wir lesen, können uns Wegweiser sein für unseren ganz eigenen Weg durch diese schwere Zeit.

Kostbar war der Moment, als Jesus sie bewahrt, sie schützte und sie ehrte, als sie sein Danken hörte. Kostbar war der Moment, als Gott den Raum betrat.



Bleiben Sie und bleibt ihr bewahrt und behütet !

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