Alles auf Anfang ?

 22.10.2020

 

Alles auf Anfang. Obwohl wir offiziell keinen Lockdown haben, fühlt es sich doch bei den gerade exponentiell nach oben schnellenden Zahlen so an. Die Regale in den Läden leeren sich wieder bei Toilettenpapier und Nudeln, sowie anderen haltbaren Lebensmitteln. Und fragen sich dabei: wie wird das weitergehen? Schlittern wir in einen zweiten Lockdown, mit vermutlich noch negativeren Folgen wie der erste?

Da sind mit einem Mal wieder die Ängste aufgelebt, die wir im Sommer fast besiegt hätten. Und doch ist die Situation heute eine andere als zu den Zeiten zu Beginn des Corona-Fastens. Wir sind in Deutschland besser vorbereitet auf diese Situationen und können durch unser Verhalten die Kurve auch jetzt wieder senken, indem wir uns an die Regeln halten und vieles von zu Hause aus erledigen. Vieles an den steigenden Incidenzzahlen ist einigen Hotspots geschuldet. Danke an all die Menschen in den Gesundheitsämtern, die ihr Möglichstes tun, die Infektionsketten zu verfolgen und den Neuanstieg zu bremsen! Danke an alle, die jetzt in den Krankenhäusern mit den neuen Fällen zu tun haben! Und DANKE an jeden, der sich jetzt mehr denn je an die Regeln hält! Das wir nötig sein.

Hoffnung, so heißt es in einer Erzählung aus Papua- Neuguinea, ist ein Wort, das es dort in den Dialekten nicht gibt. Ein kleiner Junge hat eine schöne Umschreibung dafür geschaffen: Hoffnung vermitteln Menschen, die vermögen, hinter den Horizont zu blicken. Ich glaube, dass wir als Christinnen und Christen aus einer solchen Hoffnung leben und auch wenn es schwer fällt, hinter den Horizont blicken.

Die Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages. Auch wenn es noch dunkel erscheint, wir leben in dieser Hoffnung auf das Morgen!

Zum Abschluss wieder eine chassidische Geschichte zum Schmunzeln ... und mehr:

Eines schönen Tages Anfang vorigen Jahrhunderts saßen der Rebbe aus Rybrynica und sein Freund, der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde im Bägeleladen und unterhielten sich. „Verehrter Herr Dr. Berliner, was sausen all die guten Menschen so hitzig durch die Strassen?“ fragte der Rebbe. „Ah, mein lieber Freund, das müssen Sie verstehen. Wir sind hier nämlich viel weiter, als ihr drüben im Osten. Bei uns ist die Zukunft eingetroffen – die Eisenbahn, Telegraph, elektrisches Licht und vieles mehr! Das Leben ist schneller geworden und die Menschen müssen sich schneller bewegen, logisch?“ „Näbich logisch... (soll heißen „unlogisch“) Bei uns bewegen sich auch einige Dinge zügig. Z.B. die Postkutsche. Aber niemand kommt auf die Idee deswegen wie die Gäule zu galoppieren.“ „Bei allem Respekt, lieber Rebbe, Sie haben mich missverstanden. Zu all den Dingen, die der Mensch schon immer tun musste, wie Schlafen, Essen, Trinken und Arbeiten, kamen viele neue dazu. Diese Dinge benötigen auch ihren Platz und ihre Zeit im Lauf des Tages, darum muss alles schneller gelebt werden.“ Der Rebbe aus Rybrynica kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und meinte: „Ich brauche also nicht mehr die Kerzen anzuzünden – wegen Strom und so?“ „Ja!“ nickte Dr. Berliner erfreut. „Und meine Mome braucht keine Sojße mehr zu machen, weil sie fertige kaufen kann?“ „Ja!“ „Und ich brauche keine Briefe mehr zu schreiben, sondern kurze Telegramme?“ „Ja!“ „Auch so ...“ Der Rebbe aus Rybrynica schwieg eine lange Weile, was für ihn ungewöhnlich war, so dass Dr. Berliner besorgt fragte: „Lieber Freund, Sie sagen nichts?“

„Doch, doch, verehrter Dr. Berliner, ich habe alles gesagt – schweigend! Schweigen geht nämlich viel schneller! Nur eine Sache noch: Was machen wir morgen?“


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