17.03.2020;  12:20 Uhr

Tag 2 der Corona-Fastenzeit

Nachdem gestern weitere Einschränkungen das Leben immer mehr auf das häusliche Umfeld beschränkt haben, denke ich heute Mittag an all die Menschen, die nun ihre Läden nicht mehr öffnen dürfen. Die Kosten laufen weiter, aber es kann nichts eingenommen werden. Wie ist da Hilfe möglich? Zugleich denke ich an all die Menschen, die jetzt für uns arbeiten in den Kliniken unter wirklich belastenden Umständen.
Vergessen will ich auch die nicht, die im Moment krank sind - nicht mit Corona - ganz normal. Sie müssen sich besonders schützen und wo wir da können, sollten wir helfen. Unsere Bürgermeister richten gerade einen Einkaufsservice für Menschen ein, die das Haus nicht verlassen sollten. Und das sind nun mal wirklich die älteren Menschen, auch wenn sie das nicht gerne hören. In diesen Zeiten müssen auch Sturköpfe lernen, dass man sich gelegentlich helfen lassen muss, damit möglichst vielen geholfen werden kann. Bitte melden Sie sich, meldet Euch bei Ihnen, wenn Ihr oder Sie bereit sind, Hilfdienste zu übernehmen.
Ich bin dankbar für alle, die jetzt zur Arbeit müssen, besonders auch für die Verkäuferinnen und Verkäufer in den Märkten. Wenn alle Konsumenten etwas weniger egoistisch wären, würden die Regale nicht so leergefegt sein.
Auf der anderen Seite merke ich, dass ich jetzt tatsächlich Zeit habe für das, was sonst im Alltagsbusiness liegen bleibt. Ich beginne, mein Büro auf Vordermann zu bringen, aufräumen, was sich so in die Regale alles gesammelt hat. Komisch, ist mir bislang nie so aufgefallen. Da steht so viel drin, was längst in den Müll gehört! Entsorgen - das ist jetzt angesagt. Vielleicht ja auch mental.
Ein paar unnötige Sorgen loswerden, die ich schon länger mit mir rum schleppe. Die Stille im Büro hilft bei der Konzentration.
Heute habe ich unsere Gemeindepädagogin Margarete Ruppert eingeladen, den Blog mit ihren Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen in dieser Zeit zu bereichern. Ich denke, wir werden von ihr hören, wie Jugendliche nun ihre Langeweile versuchen, in den Griff zu kriegen.

Zuletzt wie Gestern auch wieder eine Brise zu der Tageslosung:

"Dein Knecht lässt sich durch deine Gebote warnen." (Psalm 19,12)
Das ist mal wieder typisch biblische Sprache, als ob nur Männer sich warnen lassen und nicht auch Frauen. Aber die Bibel ist halt von Männern für ebensolche geschrieben worden. Wie geht's Euch mit den Warnungen, die täglich uns erreichen? Ich nehme sie wahr über Facebook, oder im Fernsehen.
Ich sehe, wie mein Bewegungsradius immer mehr eingeschränkt wird. Wie ein kleines Kind möchte ich trotzig mich dagegen verhalten. Aber ich weiß, dass ich mit meinem egoistischen Verhalten andere gefährde, wenn ich die Warnungen nicht befolge. Ich memoriere die zehn Gebote. Da steht drin: Du sollst nicht töten. Sich gegen die Warnungen von unseren Regierungen zu verhalten, kann auch Menschen töten. Und da steht zum Schluss: Du sollst nicht begehren. Ich wünschte, alle, die jetzt zu Hamsterkäufen neigen, könnten das verstehen!
Mir fällt gerade das indonesische Wort ein, dass mich warnt, aufzupassen: Hati-hati.
Hati - das ist eigentlich das Herz. Und Sitz von Verstand und Gefühl. Verstand und Gefühl sagen mir heute: Passt aufeinander auf - und das mit Distanz!


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