21.03.2020                              foto: ev.kirchengemeinde engelstadt

6. Tag des Corona - Fastens

So manches geht unter in dieser Zeit, die dominiert wird von den Nachrichten über die Pandemie. Da ist es gut, wenn man von älteren Gemeindegliedern erinnert wird an andere Zeiten. Oben habe ich ein Foto aus dem Jahr 1945 abgebildet, das den Beschuss des Engelstadter Kirchturms zeigt vom 18. März 1945 zeigt. Das ist in diesen Tagen 75 Jahre her. In diesen Tagen wurden unsere Dörfer von den amerikanischen Truppen befreit und was gab es in den ersten Tagen: Ausgangssperre !
Daran hat mich ein Gemeindeglied heute Mittag am Telefon erinnert. Telefon - auch das ist in diesen Zeiten wieder ganz hip! Telefonieren erlebt eine ungeahnte Resonanz. Wenigstens so können wir mit Distanz in Kontakt bleiben. Und die Erinnerung ging noch weiter. Auch 1951 gab es in den Orten eine Ausgangssperre. Es herrschte die Maul- und Klauenseuche, die auch in unseren Dörfern einigen Tieren das Leben gekostet hat. Und wie haben die Menschen das damals geschafft? war meine Frage. "Wir waren Selbstversorger." hieß es lapidar. Die Eier von den Hühnern, Salat und Gemüse aus dem Garten am Haus. Obst und manch Gemüse war eingemacht. Der Kohl zu Sauerkraut verarbeitet im Fass und man musste nur holen.
Selbstversorger - das ist so ein Wort, das mit Corona wieder in Mode kommen könnte. Ich spüre ja, wie abhängig ich bin, dass die Märkte das liefern, was ich gerne hätte. Leere Regale - das kannte ich vor Corona gar nicht! Apropos Märkte: Einkaufen macht absolut keine Spaß mehr. Vor den Türen bilden sich lange Schlangen von Menschen, die Abstand halten, zumindest das klappt. Und dann suche ich nur das, was ich gerade benötige. Länger will ich mich im Laden gar nicht aufhalten. Wie gut, dass in den meisten Märkten nun Plexiglas die Verkäuferinnen schützt.
Alles in allem. Ausgangssperren haben die Älteren noch erlebt. Für uns Jüngere und "Junggebliebene" ist es eine neue Erfahrung, wenn der Alltag die komplette Entschleunigung erfährt.
Spazieren gehen - ein Wort, das die mobile Gesellschaft fast schon aus dem Duden gedrängt hätte, erfährt eine neue Beliebtheit. Nach Corona wird nicht mehr sein wie vor Corona. Auch wenn die Welt wieder Fahrt aufnimmt.

auch heute wieder eine aufmunternde Brise aus der Herrnhuter Tageslosung:

"Der HERR spricht: Ich will Frieden geben in eurem Lande, dass ihr schlaft und euch niemand aufschrecke." (3. Buch Mose, Kapitel 26, Vers 6)
Wie schlaft ihr? Ich schlafe Abends gut ein, konnte ich aber schon immer. Hab das Licht noch nicht so richtig aus, da bin ich auch schon weg. In diesen Tagen aber passiert es mir öfters, dass ich gegen 4 oder 5 Uhr wach werde mit einem flauen Gefühl im Magen. Zur Toilette und dann wieder ins warme Bett. Manchmal beginne ich dann um 7 die Autos zu zählen, die am Fenster vorüberfahren. Sind es weniger als gestern. Letzte Woche waren es eher mehr - macht wohl die Umleitung bei Elsheim. Und dann krümele ich mich so gegen 8 Uhr aus dem Bett. Versuche in einen veränderten Alltag hineinzukommen mit neuen Abläufen. "dass ihr schlaft und niemand euch aufschrecke." Ein wunderbares Versprechen Gottes. Durchschlafen ohne Schrecken. Ohne flaues Gefühl in der Magengegend. Das muss Frieden sein. Im Moment ist es eher Krieg. Krieg gegen ein unsichtbares Etwas mit Namen Corona. Für die Israeliten muss diese Verheißung wie Utopie gewirkt haben. Sind sie doch mitten in der Wüste, nicht mehr in der Sklaverei Ägyptens, aber auch nicht an den Fleischtöpfen Israels, wo Milch und Honig fließen sollen. Als kleine Clans mitten im feindlichen Gebiet schläft man Nachts doch meist nicht fest. Jede Bewegung lässt einen aufschrecken, zumal in der Wüste, wo Nachts nur die Steine knistern und knacken. Ich wünsche uns allen einen Frieden zu finden in uns, der uns schlafen lässt und niemand muss aufschrecken!
Bleiben Sie und bleibt Ihr behütet - und dahaam!

Morgen möchte ich, so es klappt, ein kurzes Video einspielen mit Sonntagsgedanken. Wer einen Gottesdienst miterleben möchte, den lade ich ökumenisch ein zur Messe um 10.30 Uhr in der katholischen Kirche in Schwabenheim, über facebook oder über die Website der katholischen Kirchengemeinde.
Wer die Sonntagsgedanken schriftlich möchte, kann mich gerne anrufen oder über whatsapp mit Adresse und ich werfe sie dann bei einem "Spaziergang" ein.

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