24.03.2020

Tag 9 im Corona-Fasten

Ich komme gerade von meinem täglichen Spaziergang nach Hause. Der Wind weht einem um die Ohren und auf der anderen Seite wärmt die Sonne und manchmal auch umgekehrt. Wir hatten heute über zoom ein erstes meeting mit unserer Konfirmandengruppe und waren zeitweise zu neunt. Auch die Konfis langweilen sich zu Hause und fragen, wie sie jetzt Gottesdienste besuchen sollen, wo doch alles zu ist. Morgens müssen sie homeschooling machen und ihre Hausaufgaben erledigen. Die meisten spielen dann im Netz oder halten sich fit mit Laufen. Es ist schon eine besondere Situation.
So langsam pendelt sich ein Rhythmus ein in den Tag. Nur noch einmal am Tag schaue ich mir die Nachrichten an. Viel mehr ertrage ich im Moment nicht. Es reicht da schon, Bilder zu sehen und Berichte, die mich schaudern lassen. Ich hoffe, dass das weitgehende Kontaktverbot greift und denke an die Familien, die nun manchmal auf engstem Raum miteinander klarkommen müssen. Ich merke, dass ich dankbar bin, ein Pfarrhaus mit Platz bewohnen zu dürfen. Da kann man mal den Platz wechseln oder sogar das "Pilgern" zu Hause aus üben, von einem Zimmer ins nächste.


wie jeden Tag jetzt noch die kleine Brise von der Herrnhuter Tageslosung:

"Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken." 
(Psalm 145, Vers 7)
In der Theologie spricht man bei solchen Doppelsätzen von Parallelismus membrorum, was nichts anderes bedeutet als: im zweiten Teil wird der erste Teil nur mit anderen Worten ausgedrückt.
Gott ist gerecht - so heißt es im ersten Teil. Gott ist gnädig, im zweiten. Ich meine, dass hier zwischen den Begriffen kein Parallelismus herrscht. Es macht einen Unterschied zwischen gerecht und gnädig. So verstehe ich zumindest Jesus, der in einem Gleichnis erzählt von Arbeitern im Wingert. Die Ernte in Israel muss vor mitte Oktober abgeschlossen sein, weil dann die Regenzeit beginnt und drei große Feste anstehen, die sich über Wochen ziehen. Der Winzer stellt Taglöhner ein. Der Tageslohn beträgt genau so viel, dass eine Familie damit einen Tag leben kann. Ein gerechter Lohn. Er beginnt morgens mit Sonnenaufgang und weil die Arbeit bis zum Abend abgeschlossen sein muss und es drängt, stellt er morgens um 9 Uhr, mittags, um 12 Uhr, nachmittags um 15 Uhr und sogar noch um 17 Uhr Arbeiter ein. Als die Abrechnung gemacht wird um 18 Uhr, bekommen die, die nur eine Stunde gearbeitet haben, den gleichen Lohn, wie die die zwölf Stunden gearbeitet haben. Ungerecht ! Zu Recht beschweren sich die, die den ganzen Tag geschuftet haben. Der Winzer aber kontert. Ihr nennt mich ungerecht, weil ich gnädig bin und den Menschen, die nicht so viel leisten konnten, den gleichen Lohn wie euch gebe? Gerecht und gnädig - was ist besser? Es muss gerecht zugehen, aber wenn jemand darüber hinaus bereitwillig gibt, dann ist das ja vielleicht auch gut. Wir sollten nur beides nicht gegeneinander ausspielen. Heute sind die Niedriglohnempfänger die Ersten, weil von Ihnen viele Menschenleben abhängen. Es wäre schön, wenn es da in der Entlohnung wenigstens gerecht zuginge. Von Gnade und Güte reden zu können, wäre noch schöner !
Bleibt gesund und dahaam und behütet!

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