27.03.2020

Tag 12 in der Corona - Fastenzeit

Heute ist Freitag. In ganz normalen Zeiten wäre heute Premiere unseres Theaterstücks in Bubenheim. Seit wir wissen, dass wir nicht spielen können, zumindest nicht jetzt, verlegen wir wie so viele Vieles auf die Zeit im 2. Halbjahr. Zum Glück kann ich meinen Text noch, auch wenn ich immer mal wieder vergesse, wo ich abzugehen habe. Wenn denn im zweiten Halbjahr wieder so etwas wie Normalität eingekehrt ist, werden sich alle Veranstaltungen ballen. Konfirmationen im September. Ostern mit Erntedank zusammengelegt als Gemeindefest gefeiert. Vielleicht gibt's dann auch schon Nikoläuse zu kaufen, dann nehmen wir Weihnachten auch in den Oktober schon hinein. Alle werden Urlaub machen, oder haben Urlaubssperre, da die Produktion wieder richtig anläuft und die Wirtschaft Fahrt aufnimmt. Einige werden unter diese Zeit einen Haken machen und sie aus dem Erfahrungsschatz möglichst schnell streichen. Andere werden vielleicht nachdenklich und fragen, was an Positiven zur Gestaltung unseres Lebens wir aus diesen Coronazeiten mit nehmen werden. Und auch als Kirchen werden wir uns neu positionieren. Ja, wir werden wieder Gottesdienste in unseren Kirchen feiern, werden uns begegnen in Gemeindegruppen, werden Abendmahl feiern mit einem intensiven Friedensgruß - und doch auch mitnehmen, dass wir unsere Angebote öffnen in die digitale Welt und unsere in dieser Zeit geschaffenen Netzwerke pflegen und ausbauen.
Das ist im Moment für mich noch weit weg. In meinem Alltag beginnt der Wunsch, Ordnung zu schaffen immer mal wieder aufzukommen. Ich räume mein Büro auf. Winkel für Winkel. Nicht zu viel, um sich den Frust abzuholen. Gerade so viel, dass es noch Spaß macht. Heute sind mir alte Fotos in die Hände gefallen, von Konfirmandengruppen aus den 2000er Jahren und Frauenhilfsausflüge aus dieser Zeit. Mit ein wenig Wehmut blicke ich darauf. Wo ist die Zeit geblieben. Die Fotos sind eine Aufgabe für die nächste Zeit, nach dem Aufräumen. Ich werde die meisten davon digitalisieren. So viel für heute. Ach, und Mehl kann man wieder in den Läden kaufen.  Das Hamstern scheint endlich vorüber zu sein. Auch gut so !

heute wieder eine aufmunternde Brise nach den eher nachdenklichen Zeilen der letzten beiden Tage:

"Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding, wer kann es ergründen? Ich, der HERR, kann das Herz ergründen und die Nieren prüfen und gebe einem jeden nach seinem Tun." (Jeremia, Kapitel 17, die Verse 9 und 10)

Ich möchte den Luther für diesen Satz am liebsten knuddeln! Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding - was ist das für eine wundervolle Wortwahl! Für Luther war das Herz noch ein Ding. Es gab noch wenige, die sich für das Innenleben des Menschen interessierten und die das taten, mussten damit rechnen, wenn sie erwischt würden, dass sie auf dem Scheiterhaufen landen. Dieses Ding da drin in meiner Brust tickt, schlägt, regelmäßig und manchmal schneller und manchmal auch langsamer. Wenn es schneller schlägt, dann weil ich mich sportlich betätige oder mich etwas aufregt, mir "zu Herzen" geht. Wenn es aus dem Takt gerät, dann spüre ich das als Schmerz. Es lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Und manchmal rutscht mir bei all den Nachrichten das Herz in die Hose.
Ein verzagt Ding eben. Und trotzig kann es sein. Das Herz. Ich . In seinen Abgründen verschlingt sich mein Denken und Fühlen, reifen Pläne und manchmal auch der Trotz. In diesen Tagen blicke ich immer mal wieder bang auf die neuen Ansteckungszahlen. Ich bekomme Nachrichten, in denen andere Wissenschaftler sich zu Wort melden und zu anderen Einsichten gelangt sind. Wem soll ich glauben, gibt es nur Wahrheit oder Fake? Im Rückblick werden wir vielleicht sehen, dass man zu unterschiedlichen Beurteilungen dieser Zeit kommen kann. Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding - mein lieber Martin Luther, keiner findet solche schönen Worte wie du. Bei dem "verzagt" fällt mir ein anderer Spruch von dir ein. Der begleitet mich diesen Tag und auch morgen hoffentlich:
"Aus einem verzagten Arsch kann kein fröhlicher Furz kommen."

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