Die Karwoche geht ihren Höhepunkten entgegen ...

08.04.2020

Tag 23 in der Zeit des Corona-Fastens

Seit meiner Ordination am 18. Januar 1987 habe ich keinen Karfreitag und kein Ostern ausgelassen. Für mich sind diese Tage die Höhepunkte im Kirchenjahr ! Nicht, wie vielleicht einige denken: Heilig Abend. Der ist auch wichtig, aber mein Glaube braucht viel eher den Karfreitag und Ostern. Am Gründonnerstag feiern wir normalerweise mit Gottesdiensten die Erinnerung an das letzte Mahl Jesu im Kreis seiner Jüngerinnen und Jünger. Es ist ein Mahl, das uns zusammenführt und mit Beichte und Lossprechung wieder neue Gemeinschaft in der Gegenwart Christi schenkt. Am Karfreitag feiern wir als Christinnen und Christen Jesus als den Christus, der stellvertretend für uns Leiden und Sterben als Liebender auf sich genommen hat. Ich bin in aller Krankheit nicht allein, auch nicht im Sterben und im Tod. Ich will damit das Leiden nicht überhöhen. Ich habe in den Jahren gerade in der Notfallseelsorge viele Momente erlebt, die Menschen den Boden unter den Füßen weggezogen haben. In aller Ohnmacht und im Schmerz war da einer gegenwärtig, der Kraft gegeben hat, wo keine mehr war. Den Betroffenen, aber auch mir als seelischem Ersthelfer. In der Liebe Christi wird mit dem Karfreitag dem Tod sein Letztgültiges genommen. Und es braucht den Karsamstag dazwischen, damit am Ostersonntag auch die Freude über den Auferstandenen dazukommen kann. Für mich ist da am Eindrücklichsten die Feier der Osternacht. Wenn im Dunkel der Kirche wir von dem Licht hören, das uns versprochen ist. Wenn wir an unsere Taufe uns erinnern und mit dem Taufwasser gesegnet werden. Wenn wir mit den ersten Sonnenstrahlen das Evangelium vom Auferstandenen hören und dann den Ostergruß miteinander teilen "Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden." Und wenn wir als frohe Gemeinschaft die Gegenwart des Auferstandenen im Abendmahl feiern.
Das alles kann in diesem Jahr nicht sein, zum ersten Mal seit 33 Jahren im Pfarramt. Vielleicht können Sie, könnt Ihr verstehen, wie mich das schmerzt. Es gilt nun, Alternativen zu entwickeln. Auf das Abendmahl müssen wir verzichten, es braucht die leibliche Gemeinschaft und den ordinierten, zur Austeilung des Abendmahls berufenen Menschen. In diesen Tagen jedoch finden Sie Post in Ihrem Briefkasten. Ein kleiner Ostergruß Ihrer Kirchengemeinde. Wir werden zu den Gottesdienstzeiten an Karfreitag und an den Osterfeiertagen die Glocken läuten und zusätzlich am Karfreitag zur Sterbestunde Jesu und an Ostersonntag verbunden mit der katholischen Gemeinde ein Auferstehungsläuten um 12.00 Uhr .
Auf ein Wort - die Videobotschaften von mir können Sie an Karfreitag und Ostersonntag im blog und auch auf Facebook mitverfolgen. Ansonsten gibt es auch die schönen Gottesdienste im Fernsehen.
Doch freue ich mich heute schon auf den ersten Gottesdienst, den wir wieder gemeinsam feiern können.

Bis dahin: Bleibt gesund und gut behütet!