Mal den Blick neu und anders justieren ...

18.04.2020

foto: hartmut lotz
Tag 33 in der Corona-Fastenzeit

Die Blume steht in meinem Garten, genauer beschrieben, auf einer der Treppenstufen, die in den Garten führen. Durch den kleinen Ritz hat es die Pflanze geschafft und sich einen Platz an der Sonne gesichert. Nun blüht sie auf.
Heute Morgen war ich einkaufen beim Metzger in Schwabenheim. Kurzes Gespräch beim Warten. Wir wundern uns über die Medien, die jetzt nur noch ein Thema haben: Corona.
Daneben wird alles andere, was in dieser Welt geschieht, scheinbar zweitrangig und unbedeutende. Die Flüchtlinge im Lager auf Lesbos, der Krieg im Yemen und in Syrien. Es ist schon erstaunlich, wie die Medien unsere Interessen lenken und was sie ausblenden.
Dabei gilt es auf das Kleine, Unscheinbare zu schauen, das in den Blick nehmen, wo genau so gelitten und gekämpft wird wie bei uns.
Wir haben seit über 30 Jahren eine Kirchenpartnerschaft in Indonesien auf der Insel Sulawesi. Indonesien wird im Moment zum Hotspot von Corona in Asien. Die Zahlen schnellen nach oben und das wird vermehrt noch durch den bald beginnenden Ramadan, wo viele Menschen zu ihren Familien reisen werden. In Nord-Sulawesi ist die Lage noch übersichtlich. 18 Menschen sind positiv getestet, zwei mit Corona verstorben. Seit drei Wochen herrscht dort genauso wie bei uns ein weitgehendes Kontaktverbot. Was das für die Menschen dort bedeutet, für die Gemeinschaft alles bedeutet und der Einzelne nichts, vermögen wir wohl von der Ferne aus gar nicht zu ermessen. Die Kirche dort finanziert sich über die Kollekten aus den Gottesdiensten, die jetzt wegfallen, da Gottesdienste nur noch über Videostream mitgefeiert werden können. Gemeinden und die Kirche bangen um ihre Finanzen. Pfarrerinnen und Pfarrer erhalten zwar ein festes Gehalt, leben aber von den Spenden der Gemeindeglieder bei Andachten, Geburtstagsgrüßen, Trauungen und Beerdigungen. Das ist jetzt nur noch über den Zaun hin möglich. Gerade armen Menschen bricht derzeit durch fehlende Einnahmen das ganze Leben zusammen. Diakonie und Bezirksregierung springen ein mit Nahrungsmittelspenden. Und das ist nur ein Blick von fern, aber die Hoffnung, die ich aus den Facebook Kontakten mit Freunden habe, ist immer noch größer als die Angst. Dirumahaja - stay home, stay safe - auch das haben die Freunde lernen müssen. Und Mundschutz haben Indonesier immer schon in Massen zu Hause, weil die Luft nicht immer sauber ist...
"Wo Blumen den Asphalt durchbrechen, weht ein neuer Geist..." Worte aus einem Kirchentagshit.
Aber sie machen Mut, die Augen aufzuhalten für die kleinen Zeichen der Hoffnung. In Gebeten und Freundschaft bleiben wir verbunden: Rheinhessen und die Minahasa!

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