Über den Wolken ...

12.05.2020

Turmfalke im Weinberg. Foto:HL

Tag 57 im Corona - Fasten

Pankratius zeigt sich von seiner sonnigen Seite, auch wenn es noch nicht wieder schön warm ist, so doch nicht mehr so kühl und regnerisch wie gestern. Obwohl wir noch so ein paar Regentage gebrauchen könnten. Liegt es an der Sonne, oder meine ich das nur: der Autoverkehr hat in den letzten Tagen deutlich zugelegt. Heute habe ich für die Strecke nach Wiesbaden gut 1,5 Stunden gebraucht dank der Tagesbaustelle vor Mombach. Und als ich aus Wiesbaden raus wollte, streikte eine Ampel kurz vor dem Autobahnbeginn der A 643. Bis in die Innenstadt Rückstau. Es ist deutlich mehr los als noch vor Wochen. Das merke ich auch an den Menschen, die jetzt wieder durch die Innenstädte streben.
Auf der einen Seite ist das gut, auf der anderen Seite denke ich mir: wie lange wird das gut gehen und wir erleben einen zweiten Lockdown.
Ich war froh, dann wieder zu Hause zu sein, nach weiteren 1,5 Stunden. Könnte ich doch fliegen wie dieser kleine Turmfalke, der mir vor ein paar Tagen vor die Linse kam. Augenscheinlich war er satt, gab es doch in den Rebzeilen mehr Mäuse als er schaffen konnte. Er ruhte sich aus von der Jagd und ließ mich ziemlich nahe an sich heran. So konnte ich das schöne Foto schießen. Dann stieg er mit einem Sangesgruß wieder hinauf in die Lüfte und war schon Sekunden später verschwunden.
Ob es in der Luft genau so zugeht wie bei uns auf der Erde? Oder ist das Leben in der Luft ein anderes, mehr spielerisch. Fliegen einfach nur so, wie bei der Möwe Jonathan, weil es Spaß macht, diese Kunst zu verfeinern. Oder geht es da oben auch nur um den besten Platz am gedeckten Tisch? Und um die bare Existenz. Finde ich kein Futter, verhungert die Brut zu Hause und alles dreht sich darum.

So kann ich heute nicht anders als mit einer Liedstrophe von Reinhard Mey zu enden:

Wind Nord/Ost Startbahn null drei
Bis hier hör' ich die Motoren
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei
Und es dröhnt in meinen Ohren
Und der nasse Asphalt bebt
Wie ein Schleierstaub der Regen
Bis sie abhebt und sie schwebt
Der Sonne entgegen

Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man
Blieben darunter verborgen und dann
Würde, was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein

Ich seh' ihr noch lange nach
Seh' sie die Wolken erklimmen
Bis die Lichter nach und nach
Ganz im Regengrau verschwimmen
Meine Augen haben schon
Jenen winzigen Punkt verloren
Nur von fern klingt monoton
Das Summen der Motoren

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