Lockdown light - adventliche Perspektiven
Nun ist es Advent geworden. Und statt Weihnachtsmärkten und vollen Innenstädten, Konsumrausch und Weihnachtsfeiern am laufenden Band durchzieht unsere Dörfer und Städt eine bislang nicht gekannte Stille. Der Lockdown light geht weiter bis kurz vor Weihnachten. Wir können an der Zahl der angezündeten Kerzen das Ende absehen. Wenn die vierte Kerze entzündet wird, werden sich die Bedingungen für das Weihnachtsfest etwas lockern. Aber Advent war im kirchlichen Kalender immer schon eine Zeit des Fastens und Vorbereitens auf Weihnachten. Man zog sich freiwillig zurück, um sich auf das kommende Fest der Geburt Christi vorzubereiten. In diesem so anderen Jahr mit Corona haben wir die Chance, diese Zeit einmal anders zu gestalten. Im kleinen Kreis zu Hause. Öfter mal die Kerzen anzünden. Leider gibt es auch keine großen Weihnachtskonzerte, aber ich habe mir schon die alten Langspielplatten und CDs rausgesucht mit festlicher adventlicher und weihnachtlicher Musik. Ich hoffe sie in diesen Tagen genießen zu können. Daneben schmücken wir ab dem 1. Dezember Dienstags abends in Engelstadt um 17.30 Uhr und in Bubenheim um 18.00 Uhr die kommunalen Weihnachtsbäume etwas festlicher, damit wir an Heilig Abend am festlich geschmückten Weihnachtsbaum unsere Gottesdienste in Engelstadt auf dem Dalles und in Bubenheim auf dem Platz vor der Evangelischen Kirche feiern können. Vielleicht nutzen wir die Zeit im Advent ja auch dafür, einmal wieder von dem Vordergründigen ins Tiefgründige uns zu wagen. Loriot konnte uns das mit Sketchen so schön vor Augen malen. So schließe ich heute mit seinem Gedicht "Advent", wo er die Nikolausgedichte so schön karikiert mit scharfer Zunge:
Es naut die Blacht – ähm nein
Advent
Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken, Schneeflöckchen leis hernieder sinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.
Und dort vom Fenster her durchbricht
Den dunklen Tann ein warmes Licht.Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
Die Försterin im Herrenzimmer.In dieser wunderschönen Nacht
Hat sie den Förster umgebracht.Er war ihr bei des Heimes Pflege
Seit langer Zeit schon sehr im Wege.So kam sie mit sich überein: Am Niklasabend muss es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh‘, das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimm und Korn.Vom Knall geweckt, rümpft nur der Hase
Zwei-, drei-, viermal die SchnuppernaseUnd ruhet weiter süß im Dunkeln
Derweil die Sternlein traulich funkeln.Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.Nun muss die Försterin sich eilen, den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
Nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied) -,behält ein Stück Filet zurück
als festtägliches Bratenstückund packt zum Schluss, es geht auf vier,
die Reste in Geschenkpapier.Da tönt’s von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.Wer ist’s der in so tiefer Nacht
Im Schnee noch seine Runde macht?Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
Auf einem Hirsch herangeritten!„He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?“Des Försters Haus ist tief verschneit
Doch seine Frau steht schon bereit:„Die sechs Pakete, heil’ger Mann,
‚s ist alles, was ich geben kann.“Die Silberschellen klingen leise
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt – es ist Advent.
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