Am Aschermittwoch ist alles (leider noch nicht) vorbei ...

 

Heute grüße ich Sie am Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit. Heute Morgen bekamen in vielen katholischen Kirchen Christinnen und Christen ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet. Die Asche stammt von den Resten der Palmzweige, mit denen katholische Christinnen und Christen die Prozession am Palmsonntag begehen. So schließt und öffnet sich der Kreis. Mit dem Aschekreuz, das schon an den Palmsonntag erinnert, beginnt die Fastenzeit und mit der neuen Palmsonntagsprozession geht es Richtung Ostern. Sieben Wochen Fastenzeit liegen nun vor uns. Wie handhaben Sie diese Zeit?

Gefühlt bin ich seit November in der Fastenzeit. Die Gaststätten haben geschlossen, man kann nicht mal nen Halben in seiner Lieblings-Gutsschänke trinken. Alle Bezüge reduzieren sich auf den eigenen Haushalt. Warum also jetzt auch noch Fasten?

Ich finde, das kann in diesem Jahr mal ausfallen. Vor Ostern werden ja die Gaststätten und Hotels eh nicht öffnen dürfen - ist jedenfalls meine Prognose. Auch wenn die Zahlen bei uns in der Verbandsgemeinde und im Kreis sich auf einem sehr niedrigen Niveau eingependelt haben. Die Friseure öffnen wieder mit dem 1. März. Dann hört für viele das Fasten beim Haareschneiden endlich auf. Das was schon eine ziemliche Herausforderung, was man da auf manchen Köpfen zu sehen bekam! Und vielleicht gibt es ja auch eine Öffnungsperspektive für den Einzelhandel. Ich würde es mir jedenfalls wünschen. Ich meine, diese Zeit mit dem Virus ist Fastenzeit genug, da muss ich mich nicht noch freiwillig mehr einschränken. Das mache ich gerne wieder, wenn alles offen hat und wir uns wieder in einer Zeit bewegen, die nicht mehr von den Einschränkungen durch das Virus geprägt ist.

Die Zeit danach wird nicht mehr mit der Zeit vor Corona zu vergleichen sein. Wir können und werden nicht mehr nahtlos an die Zeit vor Corona anknüpfen können. Dafür ist zu viel Zeit vergangen und zu vieles hat sich seitdem verändert. Gar nicht zu sprechen von den vielen Geschäften, die bis jetzt und wahrscheinlich noch in nächster Zeit ihre Läden gänzlich zusperren. Nicht zu Reden von den Hotels und Gaststätten, für die diese lange Flaute einfach zu lange war, und die uns nicht mehr als Gäste empfangen werden. Ich glaube auch nicht, dass wir so ohne weiteres an das Reisen und den Urlaub vor Corona werden anknüpfen können. Viele Fluglinien stehen vor dem Aus. Das wird das Fliegen wieder teurer machen (was durchaus ein Glück ist für die Umwelt) und nicht jeder und jede wird sich den Flug zum Ballermann leisten können. Und auf Mallorca ist es auch nicht mehr, wie es mal war.

So verständlich der Wunsch ist, diese Zeit mit Corona, die jetzt fast ein Jahr dauert, einfach streichen zu können, so klar ist, dass das nicht geht.  Wir werden auch mit Impfung und  den hoffentlich bald gefundenen Arzneien gegen die Erkrankung mit dem Virus leben müssen, wenn nicht mit dem, dann mit seinen Variationen, oder Mutanten, wie das jetzt neumodisch heißt.

Die Zeit mit dem Virus hat uns doch dies zumindest klar gemacht: wir leben als Menschheit in einer Welt, in der wir und diese Welt verwundbar ist. Wir können es uns nicht mehr leisten, dass die Starken auf Kosten der Schwachen leben. Damit verschieben wir nur die Probleme, die uns eines Tages wieder einholen. Wir alle haben eine Schwachstelle: wir sind sterblich! Der Tod ist uns mit dieser Pandemie  wieder näher gerückt, wo wir dachten, ihn aus dem öffentlichen Leben fast gebannt zu haben in die Unscheinbarkeit.

So, das musste mal gesagt werden. Ich jedenfalls für meine Person habe in diesem Corona-Jahr genug gefastet. Ich habe auch keine Kilos zugelegt, die ich jetzt abspecken müsste. Und ich möchte die Fastenzeit dafür nutzen, genauer hinzuschauen. Mein Denken wach zu halten für all das, was in dieser Zeit falsch läuft. Ich möchte mehrere Meinungen einholen, wenn mir gesagt wird: diese Maßnahmen sind alternativlos. Und ich möchte Perspektiven entwickeln für die Zeit nach Corona. Die kommt gewiss. Aber sie wird jedenfalls anders sein als die Zeit vor Corona.

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