Immer wieder lernen wir in der Covid19-Pandemie neue oder anders interpretierte Worte. Jetzt also kommt die "Notbremse". Na ja, vielleicht, und dann erst nächste Woche.

Aber wir befinden uns ja seit November schon in einer Dauerbremsung - zumindest gefühlt.

Laut wikipedia, einem Internetwörterbuch, ist die Notbremse:

Eine Notbremse ist eine technische Vorrichtung zur Auslösung einer sofortigen Bremsung, um Gefahr abzuwenden. So sind beispielsweise Schienenbahnfahrzeuge, die dem Transport von Personen dienen, oder Aufzugsanlagen mit Notbremseinrichtungen, die von den Fahrgästen betätigt werden können, ausgestattet. Das Betätigen der Notbremse ohne triftigen Grund ist in aller Regel strafbar, da es bei Verkehrsmitteln durch die abrupte Abbremsung zu Gefährdungen anderer Personen und anderer Verkehrsteilnehmer kommen kann und der Betrieb gestört wird.

Sicherlich haben Sie in aller Regel schon mal eine solche Notbremse in einem Zug gesehen. Meist sind die Einrichtungen gut geschützt, damit  sie nicht im Regelbetrieb betätigt werden. Für die Maßnahmen, die jetzt in der Pandemie zum Schutz von Menschen eingeführt werden unter dem Stichwort "Notbremse" gehören Reduktion von privaten Kontakten, aber auch des Aufenthalts zu bestimmten Zeiten im öffentlichen Raum. Das ist schon eine sehr heftige und auch umstrittene Maßnahme, die die Regierung jetzt per Gesetz einführen möchte.

Und bestimmt merken Sie jetzt auch beim Lesen, wie wenig das Wort "Notbremse" zu dem passt, was jetzt per Gesetz für uns angeordnet wird. Nicht der Zugführer betätigt in aller Regel die Notbremse, sondern sie ist dafür da, dass Zugpersonal oder Reisende auf Notsituationen hinweisen können mit einer ausgelösten Notbremsung des Zuges. Die Notbremse ist ein heftiges Einsetzen einer Vollbremsung, die auch zu Gefährdungen von Menschen führen kann innerhalb des Zuges. Erst wenn der Zug zum Stehen gekommen ist, kann sich die Bahn der Notlage, die angezeigt worden ist, kümmern.

All dies trifft aber auf unsere Situation innerhalb der Pandemie nicht zu. Weder sitzen wir alle gemeinsam in einem Zug - als Weltgemeinschaft vielleicht schon -, noch haben wir als Reisende die Möglichkeit, den Zielort festzulegen. Vielleicht sitzen wir in Deutschland ja seit November schon im falschen Zug, nur mal um das Bild zu strapazieren. Oder wir sitzen im richtigen Zug und der Zugführung ist der richtige Zielort nicht klar, oder der Weg, um dahin zu gelangen. Der Zugführer könnte ja den Zug in einem Bahnhof zum Halten bringen. Menschen könnten dann umsteigen, oder aussteigen. Das ist aber hier nicht vorgesehen. Eine Notbremsung bringt den Zug auf freier Strecke zum Halten. Und dann?

Ich denke, Sie erkennen, dass manche Bilder, wenn man sie denn einmal von nahe betrachtet, so gar nicht passen zu dem, was gerade in Gesetze gegossen werden soll.

Das führt zu einem vermehrten Unverständnis zwischen Regierenden und Regierten, letztlich zu einem Verlust von Vertrauen in die Demokratie als Herrschaft des Volkes.

Auch unsere biblischen Erzählungen kennen die Erschütterung von Vertrauen in die richtige Führung. Als das Volk Israel sich nach einem König sehnt, warnen einige von Gottes Propheten vor einem solchen Schritt in die Monarchie. Gott sollte König bleiben und in ihn gehört alles Vertrauen gesetzt, richtige Wege und Hilfe für sein Volk zu finden. Wer braucht dazu einen Monarchen? In einer Fabel äußern die Propheten ihre Kritik:

Einst beschlossen die Bäume, einen König zu wählen. Sie sprachen zum Olivenbaum: `Sei unser König!´ 9 Doch dieser antwortete ihnen: `Soll ich vielleicht aufhören, Öl hervorzubringen, das Gott und Menschen ehrt, nur um über den Bäumen zu schweben?´ 10 Da sprachen sie zum Feigenbaum: `Sei du unser König!´ 11 Doch der Feigenbaum entgegnete: `Soll ich vielleicht aufhören, meine süßen Früchte hervorzubringen, nur um über den Bäumen zu schweben?´ 12 Da sprachen sie zum Weinstock: `Sei du unser König!´ 13 Doch der Weinstock erwiderte: `Soll ich vielleicht aufhören, den Wein hervorzubringen, der Gott und die Menschen erfreut, nur um über den Bäumen zu schweben?´ 14 Schließlich wandten sich alle Bäume an den Dornbusch und sagten: `Komm, sei du unser König!´ 15 Und der Dornbusch antwortete: `Wenn ihr mich wirklich zu eurem König machen wollt, dann kommt und sucht Schutz in meinem Schatten. Wenn nicht, soll Feuer aus dem Dornbusch hervorbrechen und die Zedern des Libanon verzehren. (Richter 9,8-15)

Was wir benötigen, ist neues Vertrauen in die, die uns durch diese Zeiten leiten. Ist ein klar erkennbarer Plan, wie wir zu einer neuen Normalität finden. Ist eine sichere und schnellere Impfstrategie ohne riesigen bürokratischen Aufwand. Und vielleicht lesen Sie die Fabel auch mal im Hinblick auf Kanzlerkandidierende der unterschiedlichen Parteien - das mit einem Schmunzeln gesagt.

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